Page 19 - HofgutGeschaeftsbericht2012

MILCHWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG l DIE MILCHWIRTSCHAFT IN DEUTSCHLAND 19

Im Jahresverlauf war die Entwicklung der Milchproduktion unter-
schiedlich. Im ersten Halbjahr haben sich die expansiven Tendenzen
des Vorjahres fortgesetzt. Im zweiten Halbjahr fachten die Zu-
wachsraten deutlich ab. Im späteren Jahresverlauf wurde das Vor-
jahresniveau beim Milchaufkommen unterschritten. In den mei-
sten Nachbarländern waren die Rückgänge ab der Jahresmitte
wesentlich stärker ausgeprägt. In Irland und Großbritannien war
es eine lang anhaltende Regenperiode, in Südeuropa hingegen
eine Hitze- und Trockenphase, die sich negativ auf die Milch-
produktion auswirkte.
In Deutschland wurde in vielen Ställen auf die üblichen Gaben
von Kraftfutter verzichtet, da die Verteuerung von Soja einen
normalen Einsatz aus Kostengründen nicht zuließ.

Das bisher nie dagewesene saisonale Auf und Ab beim Milchauf-
kommen führte zu starken Preisschwankungen an den Spot-
märkten. Am stärksten gerieten die Rohstofpreise während der
Milchspitze im April und Mai unter Druck. In der zweiten Jahres-
hälfte fehlte es aufgrund rückläufger Milchanlieferungen an Roh-
stof. Diese Entwicklung führte zu deutlichen Preissteigerungen
bei Versandmilch. Die starken Bewegungen am Flüssigmilch-
markt beeinfussten auch das Preisgeschehen bei den Kontrakt-
verhandlungen im Inland.

MILCHKUHBESTÄNDE STABIL,
STRUKTURWANDEL FORTGESETZT
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden in Deutsch-
land im November 2012 in 82.865 landwirtschaftlichen Betrieben
4,19 Mio. Milchkühe gehalten. Damit ist der Kuhbestand in den Die durchschnittliche Kuhzahl je Stall ist auf 50,6 Tiere gestiegen.
letzten Jahren stabil geblieben. Die Anzahl der Milchkuhhalter Vor 10 Jahren wurden im Schnitt pro Betrieb 35 Kühe gehalten.
hingegen ging gegenüber dem Vorjahr um 4,9 % bzw. 4.297 zurück. Die Zahl der Haltungen mit unter 100 Kühen ist rückläufg,
während die Zahl der Haltungen mit 100 Kühen und mehr steigt.
Die Kuhzahlen entwickeln sich regional sehr unterschiedlich. In
Süddeutschland ist die Zahl der Milchkühe weiter leicht rückläufg,
während sie in Norddeutschland steigt. Am stärksten ausgeweitet MILCHQUOTENBÖRSE IN DEUTSCHLAND
wurden die Bestandsgrößen 2012 in Schleswig-Holstein mit +2,4 %. An den drei Börsenterminen im Jahr 2012 hat Baden-Württemberg
In Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern waren die eine Milchmenge von 0,94 Mio. kg, Bayern von 31,34 Mio. kg
Zunahmen mit +1,5 % und +1,2 % etwas schwächer ausgeprägt. und Hessen von 13,02 Mio. kg nach Norddeutschland verloren.
In Süddeutschland ist der Milchkuhbestand weiter geschrumpft Zum Börsentermin am 2. November 2012 wurde für das Über-
in Baden-Württemberg (-2,0 %) und Hessen (-1,7 %) noch etwas tragungsgebiet West ein Gleichgewichtspreis von 5 Cent/kg
deutlicher als in Bayern (-1,3 %). berechnet.